
Panik- und Angststörungen aller Art
Angst ist ein Grundgefühl menschlicher Existenz und ist grundsätzlich nichts Schlechtes. Sie gehört zu jeder Erfahrung, die wir im Laufe unseres Lebens gemacht haben und zukünftig machen werden. Angst hält uns wach, stimuliert uns achtsam zu sein, warnt uns vor körperlichen und psychischen Bedrohungen und hilft uns Bewältigungsstrategien gegen akute und zukünftige Gefahren zu entwickeln.
Angst und Furcht haben umgangssprachlich dieselbe Bedeutung und lösen in bedrohlichen Situationen nicht krankhafte, warnende körperliche Reaktionen (Stressreaktionen) aus:
Die Atmung wird flacher und schneller, der Blutdruck steigt, die Herzrate erhöht sich und es kommt zu einer erhöhten Energiebereitstellung und Anspannung in den Muskelpartien. Die Art und Weise wie wir eine angstbesetze Situation wahrnehmen, bewerten und bewältigen hat einen direkten Einfluss auf unser vegetatives Nervensystem.
Dieses auch als autonomes bezeichnete Nervensystem hat eine regulierende und steuernde Funktion und bringt, die durch Stress erzeugten körperlichen Erregungen wieder in ein gesundes Gleichgewicht, wenn die Gefahr gebannt oder als nicht bedrohlich wahrgenommen wird.
Doch Angst kann zum Problem werden, unsere Lebensqualität stark einschränken, unsere Aktivitäten und Vorhaben lähmen und sich zu einer phobischen, panischen und krankhaften Störung in jedem Alter entwickeln.
Von einer krankhaften und behandlungsbedürftigen Angststörung spricht man, wenn diese häufig und intensiv über einen längeren Zeitraum auftritt, der Situation nicht mehr angemessen ist und bisherige gut bewährte Bewältigungsstrategien nicht mehr helfen.
Bekannte Störungsbilder sind: Agoraphobie (Angst nicht Flüchten zu können), Klaustrophobie (Angst vor Enge), Flugangst, Höhenangst, soziale Phobie (Angst sich vor anderen zu blamieren), Versagensangst, generalisierte Angst.
Die Ursachen und auslösenden Faktoren für eine Angsterkrankung sind vielfältig:
Ängste können als Folge und in Zusammenhang mit einer Krankheit entstehen und auftreten: z. B. bei einer Schädigung des Gehirns, bei Epilepsie, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris, Parkinson und als Nebenwirkung bestimmter Medikamente.
Biologische Faktoren können eine Angsterkrankung begünstigen. Manche Menschen werden mit einem ängstlichen Temperament geboren und reagieren aufgrund dieser Veranlagung stärker und schneller mit Angst und Erregung.
Die Botenstoffe (Neurotransmitter) spielen bei der Angststeuerung im Gehirn eine wichtige Rolle. Botenstoffe leiten Signale von einer Nervenzelle zur nächsten Nervenzelle weiter. Bei Angsterkrankungen ist der Botenstoffhaushalt gestört, es kommt zu einem Ungleichgewicht dieser Neurotransmitter und damit zu einem Ausbleiben der angstmindernden Wirkung.
Ängste können aber auch erlernt werden und zu einem Vermeidungsverhalten führen. Hat jemand durch eine unangenehme Erfahrung z. B. Flugangst entwickelt, lernt die betreffende Person, dass es ihr besser geht, wenn sie nicht mehr in ein Flugzeug steigt. Das Vermeiden dieser angstbesetzten Situation wird somit als etwas Positives erlebt. Dieser Lernprozess bewirkt dann oft, dass die Betroffenen nicht mehr die Erfahrung machen können, dass gar nichts Schlimmes passiert, wenn sie in ein Flugzeug steigen. Die Flugangst wird durch das Vermeidungsverhalten aufrechterhalten und fest im Gedächtnis verankert.
Es gibt aber auch Angstattacken, die sehr plötzlich und wie aus heiterem Himmel mit starken körperlichen Beschwerden und Gedanken auftreten. Häufig handelt es sich dabei um eine Panikstörung. Die Symptome einer Panikstörung äußern sich durch Herzklopfen, Schwitzen, Übelkeit, Schwindel, Angst die Kontrolle zu verlieren oder zu sterben. Betroffene glauben an eine organische Ursache oder haben das Gefühl an einer schweren körperlichen Krankheit zu leiden. Doch meistens handelt sich um harmlose körperliche Vorgänge ohne internistischen Krankheitsbefund.
Treten spontane Attacken dann wieder gehäuft auf, entwickeln betroffene Menschen oft eine Angst vor einer erneuten Panikattacke (Angst vor der Angst). Sie vermeiden dann Orte und Situationen, suchen vergeblich weiter nach organischen Ursachen und gewinnen die Überzeugung, dass sie sich nicht mehr auf ihren eigenen Körper verlassen können.
Als wirksame, nachhaltige und wissenschaftlich fundierte Behandlung aller Angststörungen und aller Altersgruppen hat sich die Verhaltenstherapie (Kognitive Verhaltenstherapie) etabliert. Primär sollte zunächst diese psychotherapeutische Behandlungsform angestrebt und durch medikamentöse Behandlungen ergänzt werden, wenn die Erfolgsaussichten der Verhaltenstherapie z. B. bei schweren Depressionen oder Schlafstörungen vermindert werden.